Skip to main content

20 Int. Skadi Loppet in Bodenmais

Bodenmais (698 m ü. NN) ist stark geprägt von Wintersport und klassischem Fremdenverkehr (Ferienparadies N.1, Bayrischer Wald). Hier steht die bekannte Kristallglasmanufaktur Joska, und das Besucherbergwerk am Silberberg.

Weiss-blaue Herrlichkeit, für den der’s mag.

Die Geschenk,- und Spezialitätenindustrie ist allgegenwärtig. So trinkt man hier zum Beispiel Bärwurz, oder Blutwurz. Das gleiche Alkoholdestilat nennt sich dann 20 km weiter schon Becherovka, oder in Schwaben dann einfach Schnaps.  Diverse Gaststätten bitten dann auch abends zum Tanz. Auch eine „Loppet Night“, mit Cocktailbar und 100m-Sprit-Weltrekordversuch auf LL-Skier bot man an. Ein bisschen Partymeile, wie auf Mallorca. So kam es mir jedenfalls vor.

2009_bodenmais_62009_bodenmais_72009_bodenmais_8Das Skilanglaufzentrum (Aktivzentrum) liegt ein wenig abseits von Bodenmais, nämlich 10 km weiter und nennt sich Bretterschachten. Hier auf 1100 m lag noch über 160 cm Schnee. Altschnee, die Lufttemperatur  betrug 4 Grad. Leichtes Tauwetter. Die Vorbereitungen für das Wochenende waren schon in vollem Gange. Der Start- und Zielbereich wurde aufgebaut und die Strecken für den ersten Wettkampftag in Skatingtechnik am Samstag optimiert. Parkplätze vor Ort (Gebührenpflichtig, 8 Euro/3h) gibt es nur wenige. Es empfiehlt sich, mit dem Skibus aus Bodenmais hochzufahren, der alle 30 min fährt (bis 18:00 Uhr). Aber auch hier langt der Bayer mit 8 Euro Fahrgeld/ pro Person für Hin- und Rückfahrt ordentlich zu. Ein Familienausflug im Schnee wird da fast zum Luxusevent.

Das Skigebiet hier oben im Arbergebiet ist sehr weiträumig, es sind mehrere  Loipengebiete, die miteinander verbunden sind. Die Loipen selbst sind gut präpariert. Das Gelände ist sehr wellig, knackige Anstiege und ebenso rasante Abfahrten wechseln sich in schneller Abfolge rund um den kleinen Arber. Wir testeten in wunderschöner Abendstimmung ein Teil der Wettkampfstrecke für den Lauf am Sonntag über 42 Km, klassischer Stil, und erfreuten uns an den herrlichen Ausblicken ins Tal, oder zum Großen Arber hinüber.

Am Samstagmorgen war noch immer schönstes Sonnenwetter, die Temperatur stieg stetig an. Schnell waren 10 Grad erreicht. Eigentlich schön so, doch der Schnee schmolz und schmolz. Über die Strassen flossen kleine Bäche, Schmelzwasser, das sich seinen Weg bahnte.

2009_bodenmais_1Für Wachsskifahrer wird das zum Problem. Welche Wachsart muss jetzt auf die Gleitzone und vor allem wie muss jetzt die Steigzone präpariert werden? Es waren viele Gerüchte und Meinungen im Umlauf. Durchgesetzt hat sich dann die Empfehlung, ein Gleitwachs mit möglichst hohem Fluoranteil zu verwenden, das umso wasserabweisender ist, je höher der Fluoranteil sei. Bei stumpfem Schnee sind so noch gute Gleiteigenschaften zu erzielen. Um aber an den Steigungen genügend Haftung zu erreichen war dann eine Kombination aus Klister für über Null Grad und einen Klister für über 5 Grad gefragt.

Mittags sind wir  per PKW noch einmal zu einem leichten Training losgezogen. Unser Zielpunkt war das Gebiet „ Brennes“ nahe der Talstation des Skilifts zum Großen Arber. Das anhaltende Tauwetter sorgte dann doch für allerhand Anstrengung in der Loipe, wo die Spur streckenweise völlig stumpf war. Zudem tropfte und stürzte die Schneeauflage von den Baumwipfeln herunter, fast schon wie Regen. Es war dennoch schön.

2009_bodenmais_3Der Vorabend gehört traditionell der Skipräparation. So auch bei uns. In unserer Pension in Drachselsried (Berggasthof Hochwald, 5 Km von Bodenmais entfernt) nahmen wir kurzerhand den Waschkeller in Beschlag. Die Wetterprognosen für Sonntag verhießen nichts Gutes. Eine breite Regenfront war angesagt, zudem Temperaturen um 5-11 Grad. Tauwetter. Manche sagten, dass bei Regen auch in den höheren Lagen mit Neuschnee zu rechnen ist. Ganz schlecht. Neuschnee und Regen zugleich.

So kam es dann auch. Wir saßen am Sonntagmorgen um 7:30 Uhr mit 20 weiteren Sportkameraden bei Dauerregen im Skibus zum Startbereich. Es herrschte betretenes Schweigen, denn jetzt wusste keiner mehr so recht, ob das aufgetragene  Skiwachs noch den äußeren Bedingungen entsprach. Einige, auch Bernd, nahmen noch die Schuppenskier mit zum Start, um kurzfristige umsteigen zu können. Im Startbereich ging der Regen in nassen Schnee über. Wirklich schwierige Bedingungen. Per Streckenfunk erfuhren wir, dass auf den Höhen(1300m ü. NN) 10 cm Neuschnee gefallen sei. Dieser wurde aber noch einmal per Maschine gespurt.

Ich hatte mich auf meine Wachsskier festgelegt und noch eine Lage Steigwachs (Klister) aufgetragen und sollte Recht behalten. Regendicht angezogen ging ich zum Start um 9:30 Uhr.

Der Wettkampf konnte in 2 Distanzen gelaufen werden. Bernd Malle, noch an Rückenproblemen leidend, entschied sich für den 20 Km-Wettbewerb und für seine Schuppenski.

2009_bodenmais_4Der Skadi Loppet ist das Winterfinale des DSV. Er ist mehr Wettkampf als Volkslauf, und die meisten der am Start stehenden Teilnehmer waren sehr ambitioniert. Für uns NSAler (Nebensportart) stand das Bewältigen unter den gegeben Bedingungen und der Spaß an einer alternativen Bewegungsart im Vordergrund. Das Streckenprofil verhieß mit 980 Steigungshöhenmeter schon einiges, überflüssig zu erwähnen, dass die Strecke selektiv sei. (So der Veranstalter)

Das war zu bestätigen. Gleich nach dem Start ging es direkt in eine ca. 5 km lange Steigung hinein. Mir wurde schnell warm und der Regen/Schneematsch wurde nebensächlich. Spätestens jetzt hatte ich die Bestätigung, dass ich die richtige Wachswahl getroffen hatte, denn ich kam mit geringem Armeinsatz gut durch die Steigungen. Die Gleitpassagen konnten auch mittels Doppelstocktechnik gut bewältigt werden. Auf der Strecke herrschten unterschiedliche Bedingungen, starke Seitenwinde, Nebel mit einer Sichtweite unter 15 Meter, was besonders in steilen Abfahrten abenteuerlich war, Schnee und natürlich Regen.

2009_bodenmais_2Insgesamt mussten für die 42 Km 2 Runden absolviert werden. Vier Versorgungspunkt gab es, mit warmem Tee und Schokolade. Als ich nach der zweiten Runde in Zielnähe kam, dachte ich, jenseits der 4 Stundenmarke anzukommen. Umso erfreuter war ich dann als ich bei der Zieldurchfahrt meine Zeit mit 3:19:58h am großen Display zu sehen bekam. Von ca. 500 gestarteten Teilnehmern, lag ich zwar mit dieser Zeit im letzten Drittel, war mit mir aber dennoch sehr zufrieden.

Bernd Malle entschied sich für den falschen Ski und beendete seinen Lauf über 20 Km unzufrieden in 2:21h. Er legt aber Wert auf die Feststellung, dass er trotz rasanter Abfahrten diesmal nicht stürzte und somit auch nicht die Bergwacht zur medizinischen Versorgung in Anspruch nehmen musste.

Jörg Reiss

 

  • Geändert am .

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.